Zeitmanagement für Schüler*innen

Schule, Hausaufgaben, Üben für Tests, Klassenarbeiten und Klausuren, dazu Vokabeln pauken, Referate und Präsentationen ausarbeiten – der Alltag der meisten Schüler*innen ist prall gefüllt. Zeit für FreundInnen, Sport und andere Hobbys findet sich bei all dem Lernstress schon lange nicht mehr. Vor wichtigen Prüfungen wird bis spät in die Nacht gelernt. Trotzdem bleibt vom Unterrichtsstoff nicht viel hängen. Die Zensuren sind eher mittelmäßig. Lernen bringt sowieso nichts? Falsch: Was Ihnen fehlt, ist Zeitmanagement. Mit der richtigen Zeitplanung und Organisation können auch Sie Ihre Lernziele erreichen. Ohne Stress.

Lerntipp Zeitmanagement - Memoryboard

Viele Schüler*nnen haben – im wahrsten Sinne des Wortes – keinen Plan. Es gibt kein Hausaufgabenheft und keinen regelmäßig geführten Kalender. Sie wissen nicht genau, wann Tests, Klassenarbeiten und Klausuren anstehen oder schriftliche Hausaufgaben abgegeben werden müssen. Das Referat ist erst eine Stunde vor Schulbeginn fertig. In der Fünf-Minuten-Pause wird vor dem Vokabeltest hektisch der Wortschatz studiert. Vor Prüfungen steht eine Nachtschicht an.

Was die Schule meistens zu lehren vergisst, ist Zeitmanagement.

Was ist Zeitmanagement?

Jeder Mensch hat täglich 24 Stunden zur Verfügung. Die Zeit vergeht immer gleich schnell. Streng genommen lässt sich die Zeit also nicht managen. Aber wir können die uns zur Verfügung stehenden Stunden produktiv nutzen. Letztendlich geht es um Selbstmanagement und Disziplin. Wer sich selbst organisieren kann, hält den Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben in der Hand. Im Prinzip bedeutet Zeitmanagement, dass Sie sich ein Ziel setzen und Ihre Tagesplanung bewusst danach ausrichten. Klingt kompliziert? Ist es nicht. Wir zeigen Ihnen, mit welcher Arbeitsmethodik Sie sich selbst erfolgreich organisieren können.
 

Wie werde ich zum erfolgreichen Zeitmanager?

  1. Ziel setzen: Sie brauchen ein konkretes Ziel. Was wollen Sie erreichen? Die nächste Klassenarbeit mit einer guten Zensur bestehen? Die Klasse meistern? Abitur machen?
     
  2. Übersicht verschaffen: Sie brauchen einen Überblick über das, was von Ihnen erwartet wird. Für den Anfang benötigen Sie dazu ein Hausaufgabenheft zum Erfassen der Schulaufgaben. Außerdem brauchen Sie einen Kalender. Notieren Sie darin wichtige Termine wie Tests, Klassenarbeiten, Klausuren, mündliche Prüfungen, Facharbeiten, Vorträge, Projektvorstellungen und Präsentationen.
     
  3. Ordnung halten: Bringen Sie System in Ihre Unterlagen. Lose Zettel gehören in die Fachordner, möglichst nach Datum sortiert. So verlieren Sie keine wertvolle Zeit mit Suchen. Auch Ihr Schreibtisch sollte möglichst ordentlich sein. Chaos bedeutet immer Ablenkung.
     
  4. To-do-Liste schreiben: Schreiben Sie jeden Morgen eine Aufgabenliste mit allem, was Sie an dem jeweiligen Tag erledigen wollen.
     
  5. Prioritäten setzen: Weiter unten zeigen wir Ihnen Zeitmanagement-Methoden, die Ihnen dabei helfen, Wichtiges und Unwichtiges zu unterscheiden. Haken Sie das Erledigte ab. Es motiviert zu sehen, was Sie schon alles mit Erfolg gemeistert haben.

Optimales Zeitmanagement bei der Prüfungsvorbereitung

Schüler*nnen machen häufig einen riesengroßen Fehler: Sie lernen von einer Klassenarbeit zur nächsten. Kurz vorher schlingen sie das Wissen in sich hinein. Während der Prüfung wird es auf das Blatt gespuckt. Hinterher ist alles sofort wieder vergessen. Das nennt sich „Bulimie-Lernen“. Wer diese Taktik anwendet, lernt in Wirklichkeit nichts. Es mag in manchen Fällen reichen, um irgendwie durch die Schule zu kommen. Wer aus dem Unterricht wirklich etwas mitnehmen möchte, sollte weiterdenken.

Bereiten Sie sich auf Prüfungen in vier Schritten vor:

  1. Vorbereitung: Erfragen Sie, was geprüft werden soll. Stellen Sie danach alle relevanten Arbeitsmaterialien zusammen. Das gilt für Kopien, Mitschriften aus dem Unterricht und das Schulbuch.
     
  2. Durcharbeiten des Stoffes: Zerlegen Sie den Lernstoff in überschaubare Einheiten. Bilden Sie Kategorien. Anschließend erstellen Sie sich einen Arbeitsplan. Legen Sie fest, wann was durchgearbeitet sein muss. Arbeiten Sie Ihre To-do-Liste ab.
     
  3. Vertiefung des Stoffes: In dieser Phase wiederholen Sie alles bereits Gelernte. Bilden Sie Lerngruppen, teilen Sie Ihr Wissen mit Mitschüler*innen oder tragen Sie den Schulstoff Ihren Eltern vor. Gibt es offene Fragen? Klären Sie diese mithilfe des Internets oder fragen Sie Mitschüler*innen beziehungsweise die zuständige Lehrkraft.
     
  4. Überprüfung des Gelernten: Gehen Sie kurz vor der Klassenarbeit noch einmal den kompletten Stoff durch. An diese letzte Lernphase schließt sich die eigentliche Prüfung an.
To-do Listen abhaken - Checkboxen

Warum ist Zeitmanagement so wichtig?

Ohne Zeitmanagement geht schnell der Überblick verloren. Statt zuerst zu erledigen, was dringend und wichtig ist, wird Unwichtiges abgearbeitet. Für die wesentlichen Aufgaben bleibt am Ende kaum noch Zeit. Sie müssen lernen, Prioritäten zu setzen. Nur dann schöpfen Sie Ihr Potential aus. Eine weitere Gefahr sind Zeitdiebe. Diese Zeitfresser verführen Sie dazu, sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren.

Woran erkenne ich Zeitdiebe?

Zeitdiebe halten Sie davon ab, effektiv und produktiv zu arbeiten. Ablenkungen lauern überall. Ehe Sie sich versehen, haben Sie sich völlig verzettelt.

Typische Zeitfresser sind:

  • Verquatschen nach der Schule
  • Social-Media-Aktivitäten von Freund*innen checken (What’s App, Facebook, Snapchat, Instagram etc.)
  • E-Mails prüfen
  • Im Internet surfen
  • Telefonieren mit Freund*innen
  • Putzen
  • Fernsehen

Gerade das Smartphone kann zu dauernden Störungen führen. Bei jeder Nachricht, jedem Posting, jedem Anruf summt, fiept und piepst es. Das stört Ihre Konzentration. Auch wenn es Ihnen schwerfällt: Schalten Sie das Gerät während des Lernens aus. Planen Sie für Social-Media-Aktivitäten jeden Tag eine feste Zeit ein. Wenn Sie Ihr Lernpensum bewältigt haben, können Sie ohne schlechtes Gewissen im Internet surfen, mit Freund*innen chatten und Videos gucken. Nehmen Sie sich dafür zum Beispiel jeden Abend von 19.00 Uhr bis 20.00 Uhr Zeit. Begrenzen Sie diese Aktivitäten auf diese Stunde.

Welche Zeitmanagement-Methoden gibt es?

In diesem Abschnitt stellen wir Ihnen einige bewährte Methoden für erfolgreiches Zeitmanagement vor. Probieren Sie aus, mit welcher Sie am besten zurechtkommen. Sie werden merken, dass sich die Techniken zum Selbstmanagement ähneln. Nach der Schule können Sie Ihre Zeit selbständig managen. Nutzen Sie diese Chance.

Die Eisenhower-Matrix

Benannt ist diese Zeitmanagement-Methode nach dem früheren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower. Mit der Eisenhower-Matrix ordnen Sie Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit in vier Kategorien ein. Dieses einfache System zwingt Sie dazu, Prioritäten zu setzen. So lernen Sie, wichtige und unwichtige Aufgaben zu unterscheiden.

Wichtig ist alles, was Sie Ihrem Ziel näherbringt: Eine Prüfung bestehen, die Klasse meistern, das Abitur ablegen, studieren. Unwichtig sind Aufgaben, die nichts zur Erreichung Ihres Ziels beitragen.

So funktioniert diese Zeitmanagement-Methode:

Teilen Sie anstehende Aufgaben in vier Gruppen ein. Danach entscheidet sich, was Sie wann erledigen.

  1. Wichtig und dringend: Erledigen Sie diese Aufgaben sofort. Sie helfen Ihnen, Ihre Ziele zu erreichen.
  2. Wichtig, aber nicht dringend: Setzen Sie einen Termin fest, an dem Sie diese Aufgabe angehen. Auch diese Tätigkeiten haben mit dem Erreichen Ihrer Ziele zu tun.
  3. Nicht wichtig, aber dringend: Übertragen Sie diese Aufgaben an jemand anderen.
  4. Weder wichtig noch dringend: Streichen Sie diese Aufgaben von Ihrer To-do-Liste.
Eisenhowermatrix
© Michaela Hoevermann

Die ABC-Analyse

Eine Alternative zur Eisenhower-Matrix ist die ABC-Analyse. Dabei unterteilen Sie die anstehenden Aufgaben von Ihrer To-do-Liste in:

  • A-Aufgaben (= wichtig und dringend)
  • B-Aufgaben (= durchschnittlich wichtig und nicht dringend) und
  • C-Aufgaben (= nicht wichtig).

So funktioniert diese Zeitmanagement-Methode:

Zuerst erledigen Sie die Aufgaben der Gruppe A. Planen Sie dafür Zeiten ein, in denen Sie nicht gestört werden, aber besonders leistungsfähig sind. Kennen Sie Ihre Leistungskurve? Jeder Mensch hat individuelle Zeiten, in denen er besonders wach, fit und leistungsstark ist.

Produktive Hochphasen finden sich meistens morgens von 8:00 Uhr bis 10.00 Uhr und nachmittags von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr. In diesen Zeiten wird oft der Löwenanteil der Arbeit erledigt.

Um die Mittagszeit herum fallen viele ins „Schnitzelkoma“. In dieser Erschöpfungsphase ist die Produktivität sehr gering, weil der Körper mit Verdauungsprozessen beschäftigt ist. Beobachten Sie sich: Wann bringen Sie Tag für Tag Spitzenleistungen? Wann haben Sie kaum Energie? Legen Sie die Erledigung der A-Aufgaben in Ihre Hochleistungsphase.

Versuchen Sie, Aufgaben der Gruppe B zu delegieren. Geht das nicht, erledigen Sie sie schnell zu schwächeren Leistungsphasen. Die Aufgaben der Gruppe C können vorerst (oder für immer) unerledigt bleiben. Kümmern Sie sich darum, wenn die Aufgaben der Gruppe A und B bewältigt sind.

Die Pomodoro-Methode

Es bringt nichts, zulange an einem Stück zu büffeln. Um produktiv zu bleiben, brauchen Sie regelmäßig kleine Pausen. Die Pomodoro-Technik geht auf den italienischen Unternehmer Francesco Cirillo zurück: Als Student hatte er das Gefühl, sich ständig zu verzetteln statt produktiv zu arbeiten. Er nutzte einen Küchenwecker in Tomatenform für sein Zeitmanagement. „Pomodoro“ ist das italienische Wort für „Tomate“.

So funktioniert diese Zeitmanagement-Methode:

Stellen Sie einen Wecker auf 25 Minuten. Nach Ablauf der Zeit machen Sie fünf Minuten Pause. Danach lernen und üben Sie weiter. Nach vier Einheiten von jeweils 25 Minuten nehmen Sie sich eine längere Auszeit von 30 Minuten.

Die ALPEN-Methode

Lothar J. Seiwert ist ein deutscher Ökonom und Experte für Zeitmanagement. Er hat die ALPEN-Technik entwickelt.

A          Aufgaben und Termine festhalten
L          Länge einschätzen
P          Pufferzeit einplanen
E          Entscheidungen treffen
N          Nachkontrolle

So funktioniert diese Zeitmanagement-Methode:

  1. Notieren Sie anstehende Hausaufgaben, Lerneinheiten, Prüfungsvorbereitungen und wichtige Termine, die an diesem Tag anstehen.
  2. In einem zweiten Schritt schätzen Sie ein, wie lange Sie zur Erledigung jeder einzelnen Aufgabe brauchen. Setzen Sie feste Zeitlimits.
  3. Planen Sie zwischen den einzelnen Aufgaben Pufferzeiten ein. Faustregel: 60 % Ihrer verfügbaren Zeit können Sie als Arbeitszeit verplanen. 40 % sollten Sie bewusst freihalten. Diese Pufferzone ist sinnvoll, falls Aufgaben länger dauern oder neue Tätigkeiten dazu kommen.
  4. Treffen Sie die Entscheidung, welche Aufgaben Sie sofort angehen und welche einen späteren Termin bekommen. Dabei hilft Ihnen die Eisenhower-Matrix oder die ABC-Methode.
  5. Prüfen Sie am Ende des Tages, ob Sie Ihre Aufgaben nach Plan erledigt haben. Hatten Sie den Zeitaufwand realistisch eingeschätzt? Was nicht komplett abgearbeitet wurde, wandert auf die To-do-Liste für den kommenden Tag.
Lerntipps Motivation

Fazit

Am Anfang erscheint es vielleicht ein bisschen mühsam, den Tag mit einer To-do-Liste zu beginnen. Sobald das Zeitmanagement zur Gewohnheit geworden ist, funktioniert die Zeitwirtschaft wie von selbst. Der Trick ist, daraus einen festen Bestandteil Ihres Alltags zu machen. Dazu müssen Sie Ihren inneren Schweinehund überwinden und über Ihren Schatten springen. Den Anfang haben Sie bereits mit dem Lesen dieses Artikels gemacht. Zeitmanagement reduziert Stress und schafft Ihnen Freiräume. Wenn Sie Ihr Lernpensum geschafft haben, können Sie Ihre Freizeit umso mehr genießen.

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