Die besten Lernstrategien für Schüler*innen

Die Prüfung steht an, auf dem Schreibtisch stapeln sich die Bücher und plötzlich ist selbst der Wohnungsputz verlockender als das Lernen. Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Mit etwas Planung und den richtigen Lernstrategien erreichen Sie garantiert Ihre Lernziele. Doch was gilt es dabei zu beachten? Die passende Lernstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, so zum Beispiel von Ihrem Lerntyp, von der Art der Prüfung und dem Prüfungsziel.

Privatakademie Lernstrategien

Was sind Lernstrategien?

Die Anwendung von Lernstrategien bedeutet mit Methode zu lernen, zugeschnitten auf die jeweilige Persönlichkeit und das anstehende Lernziel. Gleichzeitig heißt das auch, dass es nicht eine einzige Lernstrategie für alle gibt. Vielmehr sind Lernstrategien so individuell wie ein Fingerabdruck. Die Kunst dabei ist, aus der Vielzahl möglicher Strategien die für Sie passendste auszuwählen. So gibt es Schüler*innen und Student*innen, die zur Prüfungsvorbereitung gerne Lerngruppen bilden. Andere wiederum ziehen sich lieber zurück und konzentrieren auch auf Ihre Bücher. Für jeden Typ Mensch gibt es die richtige Lernstrategie.

Grundlagen: Wofür lerne ich überhaupt?

Der Satz klingt platt: Man lernt fürs Leben. Dennoch stimmt er – und ist doch nicht die ganze Wahrheit. Natürlich lernen wir auch für die gute Note im Abitur oder im Examen. Schließlich erhöhen gute Noten in der Regel die Aussichten auf den Wunsch-Job. Deswegen ist das Verständnis der Prüfungsinhalte das A und O beim Lernen. Sie sollten das Wissen nicht nur für eine spezifische Prüfung auswendig lernen. Viel besser ist es die Inhalte wirklich zu verstehen und auf Dauer zu speichern. Dazu muss das Wissen ins Langzeitgedächtnis.

Selbstreflektion: Welcher Lerntyp bin ich?

Vor der Strategiewahl steht die Selbstreflexion. Wenn Sie wissen, welche Lernstrategie bei Ihnen gut anschlägt, lernen Sie effektiver. Wenn Sie sich darüber noch nicht im Klaren sind, machen Sie doch einen Lerntest! Kommt bei allen Lerntests das gleiche Ergebnis heraus, lassen sich Schwerpunkte in der Auswahl der Lernstrategien setzen.

David Kolb (1985) kategorisiert vier Lerntypen und beschreibt das Lernen in einem Zyklus der Aneignung von Wissen in vier Phasen. Honey/Mumford (1992) beschreiben vier Grundtypen mit ihren jeweils individuellen Lernstilen:

  • Aktivist*innen
  • Nachdenker*innen
  • Theoretiker*innen
  • Pragmatiker*nnen

Populärwissenschaftliche Herangehensweisen unterscheiden nach der Art und Weise, wie Schüler*innen Reize aufnehmen und diese verarbeiten. Der visuelle Lerntyp bevorzugt optische Reize, der auditive Lerntyp verlegt sich aufs Hören. Gerade für Kinder ist die Haptik sehr wichtig: Durch Erfühlen lernen Babys und Kleinkinder ihre Umwelt kennen und verstehen. Manche Menschen lernen durch motorisches Ausprobieren, andere wiederum in der Kommunikation mit anderen. Je nach Präferenz eignen sich für Sie Filme, Hörspiele oder Rollenspiele als Hilfsmittel zum Lernen. So oder so, Sie sollten sich keinesfalls auf eine Form versteifen. Am besten lernt man mit allen Sinnen gleichzeitig.

Der Kosmos des Lernens

Privatakademie Lerngruppe

Wo kann ich am besten lernen, was ist der beste Lernort?

Manche Menschen brauchen Ruhe, andere bevorzugen den Trubel beim Lernen. Sind Sie der Ruhe-Typ, empfiehlt sich als Lernort das eigene Zuhause. Machen Sie es sich gemütlich, schaffen Sie eine Wohlfühloase und umgeben Sie sich mit Düften und Klängen, die Sie entspannen. Brauchen Sie mehr Action um sich herum, gehen Sie ruhig ins Café oder an den Baggersee. Vermeiden Sie aber Orte, an denen Sie Bekannte treffen, denn nichts lenkt mehr ab. Unbekannte stören hingegen kaum.

Mit wem lerne ich, alleine oder in der Gruppe?

Wer gerne alleine lernt, braucht dazu keine besondere Organisation. Trotzdem sollten Sie sich jemanden suchen, mit dem Sie am Ende des Tages offene Fragen besprechen oder das Referat ausprobieren können, jemanden der Ihre Seminararbeit gegenliest und mit ehrlicher Kritik zur Seite steht.

Gruppenlernen erfordert mehr Organisation. Wählen Sie die richtigen Lernpartner*innen aus, diejenigen, die Interesse an einem Lernerfolg haben und mit Ihnen an einem Strang ziehen. Vermeiden Sie Menschen, die notorisch stören oder die abgesprochenen Aufgaben nicht erledigen. Auch sollte die Gruppe nicht zu groß sein. Wir empfehlen eine Gruppengröße von bis zu vier Personen. Verteilen Sie gezielt Aufgaben, etwa Minireferate, und teilen Sie den Lernstoff untereinander auf. Eine gute Lernstrategie in der Gruppe ist das Streitgespräch. Dazu machen sie zwei Untergruppen und sammeln Argumente und Gegenargumente zu einem vereinbarten Thema und diskutieren diese.

Lerninhalte: Form und Inhalt sind untrennbar

Nicht jeder Lernstoff lässt sich mit den gleichen Mitteln bändigen. Mathematik oder Sprachen unterscheiden sich stark von Religion oder Philosophie, brauchen viel mehr Übung als ungezwungene Reflexion. Man spricht bezüglich fachspezifischer Unterschiede auch von domänenspezifischem Lernen. In der Rechtswissenschaft lernt man beispielsweise Falllösungsstrategien und kann mit diesem methodischen Wissen im Prinzip jeden Fall lösen. In der Mathematik nehmen Formeln diesen Platz ein. Indem Sie möglichst viele Beispiele lösen, werden parallel Methodik und Inhalte erfasst, Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis gleichermaßen bedient. Neben den individuellen Präferenzen, verlangt auch die Charakteristik der Lerninhalte eine wohlüberlegte Auswahl an Lernstrategien.
 

Lernstrategien im Überblick

Wiederholungen

Die Wiederholung ist ein wichtiger Bestandteil des Lernens. Je öfter wir uns mit den Inhalten befassen, desto eher wandern diese ins Langzeitgedächtnis. Am deutlichsten wird das beim Erlernen von Musikinstrumenten, das ohne Wiederholungen nicht auskommt. Optimalerweise kombinieren Sie bei der Wiederholungsstrategie das Lesen mit dem Hören, etwa indem Sie Ihre Zusammenfassungen laut vorlesen.

Elaboration

Elaboration geschieht durch das Anfertigen von Beispielen oder durch Paraphrasierungen, also das Umschreiben und das sachte Erweitern des Themas. Diese Methode ist besonders für mündliche Prüfungen erfolgsversprechend. Dadurch bestimmen Sie die Richtung des Gespräches teilweise selbst. Außerdem: Solange Sie reden, können die Lehrer*innen nicht fragen. Sehen Sie sich eher als visuellen Typ? Erstellen Sie eine Mindmap und nutzen diese als Vorlage für Ihre Paraphrasierungen und Ableitungen.

Memorisieren

Um sich den Stoff zu merken, können Sie sich einer ganzen Bandbreite von Hilfsmitteln bedienen. Ein Klassiker ist die Eselsbrücke. In Wirklichkeit ist die Eselsbrücke eine Art von Visualisierung des Wissens. Trotz Umwegen, setzen Sie sich dadurch besser ins Bild.

Visuelle Lerntypen können auch eine Mindmap anfertigen. Mindmaps sind Lernposter, die einzelne Inhalte zueinander in Bezug setzen. Sie können einen Baum zeichnen, oder eine Landkarte, ein abstraktes Raster oder was auch immer Ihre Phantasie gerade produziert. Mittlerweile gibt es für Mindmaps auch spezielle Programme und Apps. Wir empfehlen jedoch kurz vor der Prüfung keine neuen Programme auszuprobieren. Es ist kontraproduktiv, wenn Sie das Programm lernen müssen, statt des Lernstoffs. Weitere Möglichkeiten sind Memory-Spiele, Lesen und frei widergeben, Leitsätze formulieren, Zusammenfassungen. Seien Sie kreativ!

Organisation

Organisation ist mehr Technik als Strategie. Organisationsstrukturen sind Highways ins Langzeitgedächtnis. Indem Sie den Stoff nach von Ihnen gewählten Kategorien ordnen, bedienen Sie Schubladen, in denen Sie ihr Wissen ablegen. In der Prüfungssituation machen Sie die Schubladen auf und kommen an das im Kurzzeitgedächtnis gespeicherte Wissen. Der visuelle Typ benutzt beim Ordnen unterschiedliche Farben.

© Jürgen Dieringer

Auf den Weg machen: Langfristige Planung und kurzfristige Reize

Sequenzieren Sie den Lernstoff! Sequenzierung ist das Einteilen der Lerninhalte in kleinere Blöcke, die dann Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Fangen Sie frühzeitig an, am besten schon während des Semesters. Sie können sich einzelne Tage vornehmen, an denen Sie den bis dahin angelaufenen Stoff strukturieren und einverleiben. Am Ende müssen Sie dann nur noch wiederholen – gerne mit einem Eis am Baggersee.

Ganz ohne das Überwinden von Lernhindernissen (Unlust) durch Willenskraft – man spricht auch von Volition – geht es meistens dennoch nicht. Das extremste Beispiel von Volition sind in Südostasien gängige Praktiken, Unlust durch Schmerzen zu überwinden. Lernen ist damit die „Belohnung“ für Schmerzfreiheit. Statt negativer Anreize empfehlen wir positive Reize zu setzen, etwa das Kino am Abend, einen Shopping-Nachmittag, ein Eis – sofern die Lernziele des Tages bzw. der Lernperiode erreicht wurden.

Lernstrategien für verschiedene Lebensphasen

Unterscheiden sich Lernstrategien für Schüler*innen von Lernstrategien für Student*innen oder für Erwachsene? Kurz gesagt: Immer weniger. Vor nicht allzu langer Zeit hatten Student*innen durch die Uni-Bibliotheken einen viel besseren Zugang zu dokumentiertem Wissen. Durch das allgegenwärtige Internet trifft dieser Unterschied mittlerweile nicht mehr zu.

Heutzutage wird von Schüler*innen immer mehr erwartet, dass sie das zur Verfügung stehende Wissen auch nutzen. Prüfungen in Form von Referaten und Präsentationen, Analysen und Gruppenarbeiten haben in den Schulen in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Lernstrategien der Schüler*innen müssen sich dem anpassen und neben dem geforderten lexikalischen Wissen auch methodisches Wissen aufbauen.

Fazit

Die perfekte Lernstrategie für alle gibt es leider nicht. Aber die Auswahl einer individuell maßgeschneiderten Lernstrategie hilft dabei, bessere Lernergebnisse zu erzielen. Je systematischer Sie dabei vorgehen, je mehr Sie sich ihres Lerntyps bewusst sind, umso eher vermeiden Sie Lernblockaden und Frust. Das Ergebnis einer reflektierten Lernstrategie, sehen Sie nicht nur im Zeugnis, sondern auch im Leben.

Weiterführende Literatur

Kolb, David (1984): Experiential learning as the science of learning and development, Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall.

lerntagebuchblog.files.wordpress.com/2015/11/lernstiltest-kolb1.pdf (Lernstiltest nach Kolb).

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